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Frederik Scholl

98 Feldhamster sind bei Zülpich ausgewildert worden

Zülpich-Geich. Die Tierart ist vom Aussterben bedroht. Die freigelassenen Nachzuchten sind Nachfahren der 2017 bei Zülpich eingefangenen Exemplare.
Für den Pressetermin durfte ein Feldhamster-Weibchen kurzzeitig in ein  transparentes Terrarium umziehen, damit es auch mal einen Blick auf die Gäste werfen konnte. Es zeigte sich jedoch eher unbeeindruckt von den vielen Kameras und den »wissbegierigen« Blicken von NRW-Umweltminister Oliver Krischer (v.li.), Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen und Landrat Markus Ramers. Für Rebekka Vogel von der unteren Naturschutzbehörde (re.) war die Auswilderung der Tiere ein ganz besonderer Moment.

Für den Pressetermin durfte ein Feldhamster-Weibchen kurzzeitig in ein transparentes Terrarium umziehen, damit es auch mal einen Blick auf die Gäste werfen konnte. Es zeigte sich jedoch eher unbeeindruckt von den vielen Kameras und den »wissbegierigen« Blicken von NRW-Umweltminister Oliver Krischer (v.li.), Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen und Landrat Markus Ramers. Für Rebekka Vogel von der unteren Naturschutzbehörde (re.) war die Auswilderung der Tiere ein ganz besonderer Moment.

Bild: Scholl

»Früher war der Feldhamster in der gesamten Börderegion vorzufinden, bevor die Population abnahm und die NRW-weit letzten wildlebenden Exemplare schließlich in Zülpich eingefangen wurden, um sie nachzüchten zu können. Ich freue mich, dass der Feldhamster nun wieder zurückkehrt und Zülpich hier in punkto Artenschutz eine Vorreiterrolle einnimmt«, sagte Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen vergangene Woche beim Pressetermin auf einem Feld bei Geich.

Bestände gingen immer weiter zurück

Das spiegelt auch das Bild in ganz Europa wider. Seit Jahren sind die Feldhamsterpopulationen in Europa stark zurückgegangen. Auch der Kreis Euskirchen ist davon betroffen. Zuletzt war der Feldhamster in Nordrhein-Westfalen nur noch in Zülpich mit einem nennenswerten Vorkommen von knapp 100 Tieren im Jahr 2011 nachgewiesen worden. Bis 2016 nahm der Bestand trotz Sofortmaßnahmen weiter ab, so dass schließlich nur noch acht Baue nachgewiesen werden konnten.

Um dem totalen Verlust dieser bedrohten Tierart entgegenzuwirken, wurden jetzt auf einer 5,48 ha großen Auswilderungsfläche bei Zülpich-Geich insgesamt 98 Feldhamster wieder in ihr natürliches Habitat entlassen – in vier Etappen. Ziel des Auswilderungsprojektes ist die Entwicklung einer sich selbsterhaltenden Population. »Unsere Feldhamster kehren nach einer erfolgreichen Erhaltungszucht endlich zurück in die Heimat«, freute sich Landrat Markus Ramers gemeinsam mit dem Umweltminister des Landes Nordrhein-Westfalen Oliver Krischer, Dr. Josef Tumbrinck (Abteilungsleiter für Naturschutz im MUNV), Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen und weiteren Anwesenden.

Für die nun freigelassenen 98 Feldhamster wurden sogenannte »Initialbauten« angelegt, die mit einer ersten Futterration ausgestattet wurden, um den Nagetieren den Start ins neue Heim nicht allzu schwer zu gestalten. Um die Feldhamster vor Füchsen oder freilaufenden Hunden zu schützen, wurde die Fläche umzäunt. Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, dass die Tiere eigenständig Baue anlegen können und mit ihrem Nachwuchs neue Flächen besiedeln.

Vor allem für Rebekka Vogel von der Unteren Naturschutzbehörde war das Projekt eine Herausforderung. Viele Vorträge in Ausschuss- und Gemeinderatssitzungen, aber auch Informationentermine sowie Abstimmungen zwischen allen Beteiligten, insbesondere mit der Landwirtschaft waren notwendig. Zur Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Belange musste ein agrarstrukturelles Gutachten erstellt werden. Bereit gestellt wird die Auswilderungsfläche von der Stiftung Kloock – vertreten durch die Stadt Zülpich. Die Pächter zeigten sich ebenfalls bereit die Flächen hamsterfreundlich zu bewirtschaften.

Der Feldhamster benötigt Flächen mit tiefgründigen, gut grabbaren Böden ohne Grundwassereinfluss. Durch hamsterfreundliche Maßnahmen wird für ausreichend Nahrung und Deckung während der Aktivitätsphase gesorgt. Um die Entwicklung der Population verfolgen zu können, führt die Biologische Station im Kreis Euskirchen zunächst für zehn Jahre ein Monitoring durch. Bereits in Pulheim, Rommerskirchen und Aachen wurden vergleichbare Aktionen vorgenommen. Dort seien bereits erste Erfolge zu verzeichnen, die sich durch eine Ausbreitung und Erhöhung der Bauanzahl zeigt. Das Konzept scheint also zu funktionieren. Rebekka Vogel ist zuversichtlich, dass dies auch im Kreis Euskirchen gelingen wird.


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